Karlsruhe, 21.10.2024. Gegen 8:30 Uhr am Montagmorgen führten ca. 30 Mitglieder von Scientist Rebellion in weißen Laborkitteln eine Aktion des friedlichen zivilen Ungehorsams am Hauptgebäude der Vermögensanstalt des Bundes und der Länder (VBL) durch. Sie klebten großformatige wissenschaftliche Publikationen an die Fassade der VBL. Damit trugen sie die wissenschaftlichen Fakten über die Konsequenzen nicht-nachhaltiger Investitionen zu denen, die diese Fakten ignorieren. Einige Wissenschaftler:innen hielten Banner mit den Aufschriften “Wo ist unser Geld? Transparenz jetzt!”, "Oil Kills" und “Unsere Rente macht mehr Spaß ohne Kohle, Öl und Gas”. Sie fordern damit die Offenlegung der Investitionen der VBL, wie es bereits andere ähnliche Rentenfonds handhaben, und ein Divestment von Unternehmen fossiler Energieträger, wie es ebenfalls bereits andere große Rentenfonds tun.
Alle Angestellten im öffentlichen Dienst, also auch wissenschaftliches Unipersonal, müssen Rentenbeiträge an die VBL zahlen, wenn sie nicht in Hamburg oder dem Saarland leben. Mit insgesamt ca. 5 Millionen Einzahlenden und einem Geldtopf von ca. 50 Milliarden Euro ist die VBL die größte Zusatzrentenversicherung in Deutschland.
“So viel Geld bedeutet viel Verantwortung - besonders in Zeiten des Klima- und ökologischen Zusammenbruchs. Unsere Rentenbeiträge sollen für mehr Sicherheit im Alter sorgen und nicht unsere Zukunft auf andere Art unsicherer machen, indem sie die Klimakrise weiter anheizen.” erläutert der Molekularbiologe Jan Lukas Krüsemann.
“Als Wissenschaftler:innen arbeiten wir daran, dass die Welt besser und unsere Gesellschaft nachhaltiger wird. Und dann nimmt die VBL gleichzeitige unsere Beiträge, die wir zahlen müssen, investiert sie nicht nachhaltig und wirtschaftet so unseren Bemühungen entgegen.” ergänzt die Umweltpsychologin Laura Stalenhoef.
Nur aus vorhergehenden Recherchen der Gruppen sustainVBL und Finanzwende ist bekannt, dass die VBL noch immer in fossile Unternehmen investiert. Die genannten Kampagnen konnten eine gewisse Anpassung der Nachhaltigkeitsrichtlinien der VBL bewirken, aber wie nachhaltig die VBL tatsächlich investiert, ist nicht überprüfbar. Sie ist gegenüber der Öffentlichkeit nach wie vor skandalös intransparent.
Scientist Rebellion ist eine internationale Bewegung von Wissenschaftler*innen und Akademiker*innen aus mehr als 32 Ländern. Sie eint die Feststellung, dass Forschung, Veröffentlichungen, Vorträge und Politikberatung nicht ausreichen, um ihre Erkenntnisse in Politik und Gesellschaft hineinzutragen. Deshalb greifen sie zu friedlichen Mitteln des Zivilen Ungehorsams und Widerstands. Der Climate Emergency Fund unterstützt die Mobilisierung, das Training, den Strukturaufbau und die Aufklärungsarbeit von Scientist Rebellion.
Bisherige Artikel und Gutachten zu Transparenz und Nachhaltigkeit der VBL:
https://background.tagesspiegel.de/sustainable-finance/nachhaltigkeitsansatz-mit-schwaechen
https://www.umweltbundesamt.de/publikationen/untersuchung-der-finanziellen-performance
Presseberichte zur Protestaktion: